„Ich will, wenn ich morgens aufwache, daran erinnert werden, dass ich jetzt jemand bin, der 10.000-Dollar-Bilder verkauft“, sagt Kaeli.
Es gab Zeiten, wie sie sagt, da hatte sie gar kein Geld. Mittlerweile verantwortet sie manchmal fünfstellige Beträge, denn die 33-Jährige arbeitet auf Saltspring Island in einer Galerie – einer der bekanntesten Kanadas. Sie bewundert ihren Chef für das, was er sich aufgebaut hat. Er ist ihr Inspirationsquelle für ihr eigenes Ziel: lebenslanges Lernen und einmal ebenfalls erfolgreiche Unternehmerin sein.

Die meisten Kanadier, die ich treffe, sind nicht zur Uni gegangen, zu teuer. Auch die Schulen sind, wie man hört, nicht gut. Außerordentlich gebildet kommen einem die meisten Bewohner dieses Landes nicht vor. Kaeli ist anders. Sie sprüht vor Geistesreichtum, zitiert aus Büchern, hat sich, wie sie erzählt, als pummeliger Teenager davor gerettet, den Rest ihres Lebens als Diabetespatientin zu verbringen. Ihr Arzt hatte sich schon damit abgefunden, aber sie las Ernährungsratgeber, entledigte sich ihrer anerzogenen schlechten Essgewohnheiten, begann darauf zu achten, was ihr Körper braucht, wurde Veganerin.

Aufgewachsen in Niagara-on-the-Lake baute Kaeli später, da war sie Mitte zwanzig, gemeinsam mit ihrem damaligen Freund einen alten Schulbus zum Wohnbus um. Es dauerte lange, doch als es endlich soweit war, kündigten beide ihre Jobs, sie war damals Rechtsanwaltsgehilfin, und zogen los. Zehn Tage später begann ein neues Leben für sie: Auf einer Farm, die ehemalige Schulfreunde auf Saltspring Island gegründet hatten.

Doch Kaeli mochte das neue Leben nicht besonders, war nur noch schlecht gelaunt, wie sie erzählt – was man sich bei ihr gar nicht vorstellen kann. Ihre langjährige Beziehung ging in die Brüche, von nunan lebte sie alleine in dem Bus.

Langsam begann sie sich ein neues Leben an einem Ort aufzubauen, an dem sie kaum jemanden kannte. Oft war sie einsam, einmal ging ihr fast das Geld aus. Und seitdem bastelt sie an ihrer Selbstständigkeit, liest Ratgeber wie Stephen Coveys „Die 7 Wege zur Effektivität“. Tageweise verdient sie ihr Geld nun in der Galerie, hat sich per Audiobooks in die besten Verkaufsstrategien eingearbeitet. Den Rest der Woche über gibt sie im Internet Fitnesskurse und organisiert freiberuflich einen Kunstwettbewerb für British Columbia. Im Sommer wird sie – wie im vergangenen Jahr – das Filmfestival der Insel promoten, ein Buchprojekt, gemeinsam mit ihrem Chef, dem Galeristen, ist ebenfalls in Planung.

„Es gibt Tage, da fahre ich am Supermarkt vorbei und frage mich, warum ich nicht einfach einen stinknormalen Job als Kassiererin annehme. Nichts besonders Anstregendes, keine Geldsorgen…“ Erst in der vergangenen Woche konnte sie nachts nicht schlafen, brach immer wieder in Tränen aus. Sorgen quälten sie, ob all die Projekte, die sie im Kopf hat, und an denen sie schon arbeitet, etwas werden, ob sie den Wünschen ihrer Kunden gerecht werden kann, die bald die ersten Ergebnisse erwarten.

Auch die Tage, an denen sie nicht in der Galerie arbeitet, sind strukturiert. Kaeli führt Buch – wie oft in der Woche sie Sport macht oder wann sie für welchen Kunden gearbeitet hat. Mit Hilfe ihrer Ratgeberbücher überwindet sie immer wieder den inneren Schweinehund, pusht sich, arbeitet an den Projekten, auch wenn sie auf Schwierigkeiten stößt.

Eines der Ziele, das sie sich gesteckt hat, ist immerhin schon so gut wie erreicht: Sie ist Eigentümerin eines luxuriösen Wohnwagens mit einer Grundfläche von knapp 30 Quadratmetern. „Um ihn mir leisten zu können, habe ich ein Jahr lang bis zum Umfallen gearbeitet und zusätzlich den Wohnbus verkauft.“ Ihr neues zu Hause steht nun auf einer Klippe neben dem Haus eines Produzenten. „Der hat schon mit Björk zusammengearbeitet“, erzählt Kaeli, ein weiteres Vorbild, das sie inspiriert.

Wenn sie an ihrem Laptop arbeitet, schaut sie durch das Fenster hinaus auf den Wald und das Meer. Ihre Habseligkeiten hat sie zugunsten ihres Lebens auf begrenzter Wohnfläche reduziert. „Neun Jahre hat es gedauert, mich von allem Unwesentlichen zu trennen.“ So minimalistisch sie lebt, so überbordend sind ihre Ideen. „Ich kann gar nicht so viele Projekte realisieren, wie ich im Kopf habe.“

Einfach, weil sie mal Lust dazu hatte… Kaelis Kampagne gegen Klopapier und die damit einhergehende Zerstörung von Kanadas Wäldern:

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